Die Geschichte von STUV in Heiligenhaus
Bereits ein Jahrzehnt dauerte die wirtschaftliche Talfahrt in der so genannten Gründerzeit, als Steinbach & Vollmann durch die beiden Kaufleute Rudolf Steinbach und Eduard Vollmann im westfälischen Sprockhövel gegründet wurde. Der Handel von Schlössern, Beschlägen und Maschinen prägte das Kommissionsgeschäft.
Zu Beginn des Jahrzehnts steigt das Unternehmen durch die Übernahme des Heiligenhauser Unternehmens August ten Eicken in die Produktionsebene ein. Der Umzug an den heutigen Firmensitz wird unter einer Vielzahl an baulichen Veränderungen und der Übernahme aller 20 Mitarbeiter vollzogen. Die Produktion von Tresor- und Einsteckschlössern läuft ohne Unterbrechung weiter.
Die Konjunktur zieht kräftig an, die Zahl der Mitarbeiter steigt auf 98 und der Jahresumsatz auf 300.000,- Mark. Nach genau ausgearbeiteten Plänen reisen die beiden Inhaber teils über Monate abwechselnd durch Deutschland und stehen so dauerhaft im direkten Kontakt mit den Kunden.
Das besondere Augenmerk betrifft die permanente Überprüfung der geeigneten Produktionspalette. Neue Artikel, im eigenen Hause konstruiert und produziert kommen mit damals zugkräftigen Namen auf den Markt. Darunter Gefängnisschlösser, Geldschrankschlösser, Drückerverbindungen und Hauptschlösser.
Ungeachtet von Konjunktureinbrüchen in 1908, können die Umsätze bereits wieder gesteigert werden. Die permanente Erweiterung der Geschäfts- und Betriebsräume erleiden keine Unterbrechung. Die Zahl der produzierten Schlösser liegt erstmals über 200.000 Stück.
Der erste Weltkrieg bringt die Produktion in vielen Bereichen zum Stillstand. Auch STUV muss mit der Herstellung von Karabinerhaken in die Kriegsproduktion einsteigen. Lediglich das Skandinaviengeschäft mit Safeschlössern läuft weiter.
Der über vier Jahre angestaute Bedarf sorgt für volle Auftragsbücher. Die Belegschaft wächst sprunghaft auf 260 Mitarbeiter.
Innovative Produkte, dem allgemeinen Fortschritt angepasst, eröffnen neue Märkte. Darunter Spezialschlösser für den Automatenbau, für Stahlmöbel und Tanksäulen und Kühlraumtürschlösser.
Die Überleitung der langjährig bewährten handwerklichen Fertigung in die industrielle Herstellung wird nach Übergabe der Verantwortung an Erich Vollmann eingeleitet. Die Einrichtung einer systematischen Arbeitsvorbereitung und der methodischen Kostenrechnung verlaufen mit dieser Entwicklung parallel.
In den vorausgegangenen Jahren des wirtschaftlichen Konjunkturrückgangs kommt es zu einem Fast-Stillstand in deren Folge die Gewerbesteuereinnahmen von Heiligenhaus von 256.000,- auf 61.000,- Mark sinken. Ab 1934 bis zum 2. Weltkrieg erweist sich die breite Produktpalette von STUV wiederholt als Auftragsgarant.
Der überaus starke Bedarf der Nachkriegsjahre und der Wille nach Unabhängigkeit veranlasst Erich Vollmann zur Installation einer eigenen Galvanik. Der Handel mit Gefängniszellenschlössern mit Zuhaltungen wird ausgeweitet.
Das Unternehmen verfügt über ein großflächig angelegtes Handelsvertreternetz. Marktwirtschaft, kaufmännisches Geschick und gezielte und verfeinerte Marktorientierung zahlen sich für STUV aus. Neue Produkte werden entwickelt, alte Artikel - Umsatzbringer der vergangenen Jahrzehnte, laufen aus.
STUV erweitert das Nischensegment für Hochsicherheitsschlösser. Gefängnisschlösser werden für eine Vielzahl von Justizvollzugsanstalten und Polizeistationen in Deutschland und im europäischen Ausland entwickelt und gefertigt.
Das Produktionsprogramm setzt sich aus mehreren tausend Artikeln zusammen, die aufgeteilt in fünf verschiedene Produktgruppen von über 5.000 Kunden im In- und Ausland abgenommen werden. Zu den Kunden zählen kleine Handwerksbetriebe und große Weltkonzerne. Die Erzeugnisse werden von 350 Mitarbeitern konstruiert, produziert und vertrieben.
Im Marktsegment Hochsicherheit wird ein neues Schlosssystem für Justizvollzugsanstalten und forensische Kliniken eingeführt. Die Serie beinhaltet eine breite Palette an mechanischen und motorischen Schlössern, die ausschließlich auf einer robusten Doppelbart-Zuhaltungstechnik basieren, die sich im Falle von Schlüsselverlust schnell und einfach ohne Hilfswerkzeuge umstellen lässt. In der HSL-Linie finden sich unter anderem Transponder-Lösungen zum Anschluss an GM-Systeme oder SPS-Steuerungen.
Im Frühjahr 2004 wird die Verantwortung in der 3. Generation von Peter Vollmann nach über 50 Jahren in der Unternehmensführung an Wolfgang Finger weitergegeben, der das Unternehmen bis 2019 leitet.
Steinbach & Vollmann ist weltweit präsent und erwirtschaftet in 2007 einen Umsatz von 19,5 Millionen Euro. Am Standort Heiligenhaus arbeiten heute 165 Menschen. Das Unternehmen bildet zum Industriemechaniker, Werkzeugmechaniker und Industriekaufmann aus. Im Jubiläumsjahr wird eine Solarthermie zur Herstellung von Prozesswärme für die Galvanik installiert. Mit 400m2 Kollektorenfläche und 210 kw Leistung handelt es sich um eine der größten Anlagen in Deutschland.
Standortsicherung. Dieses schlichte Stichwort beschreibt die umfangreichen Investitionen bei STUV in moderne Infrastruktur. Neue Bearbeitungszentren, computergesteuerte Roboter zur Schlüsselherstellung und ein neues automatisches Kleinteilelager (AKL) sind nur einige der wesentlichen Neuerungen. Das 3-gassige vollautomatische Lager ist mit einer Kapazität von 26.500 Behältern auch im Hinblick auf ein weiterhin zu erwartendes wirtschaftliches Wachstum zukunftssicher geplant.
Steinbach & Vollmann hat die Fertigungskapazitäten am Standort Heiligenhaus durch Investition in einen Hallenneubau für Presserei und Stanzerei auf die Zukunft ausgerichtet. Am Standort der alten Sheddachhallen wurde ein moderner Ersatzneubau errichtet. Neben der zentralen und raumeffizienten Lagerung der Werkzeuge in modularen Hochregallagern wurde der Maschinenpark in der Halle neu angeordnet und den heutigen Betriebsabläufen angepasst.
Andreas Kupka übernimmt gemeinsam mit der Mittelstandsholding Endurance Capital sowie der Familie zu Sayn-Wittgenstein die Steinbach & Vollmann GmbH (STUV).